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Greene, Barbara Im
Hinterland
Barbara und Graham Greene in
Liberia
Aus dem Englischen von Christiane Buchner
Deutsche Erstausgabe mit einem Nachwort von Rupert Graf Strachwitz und einer «Kurzen Geschichte
Liberias» von Till Blume
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278 Seiten mit Fotos. Fadenheftung, Englische Broschur
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€ 23,90 [D] € 24,50 [A] SFr 40,00
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ISBN 978-3-874110-109-7
Biographie
Pressestimmen |
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Die junge Barbara Greene, Cousine von Graham Greene, war sofort begeistert
von seinem Angebot auf einer Hochzeitsparty, ihn ins Hinterland von Liberia,
Westafrika zu begleiten: „Wir mögen ein, zwei Gläser Champagner getrunken
haben." Sie wußten so gut wie nichts über das kleine Land, diesen
unerforschten „Negerstaat", von dem es nicht einmal Karten gab.
Man schiffte sich 1935 mit Sack und Pack nach Freetown / Sierra Leone ein, fuhr mit dem Zug nahe an die liberianische Grenze, heuerte eine Trägermannschaft, Boys und einen Koch an und begab sich in die Wildnis. Der
monatelange Fußmarsch ins Unbekannte begann mit einem Zivilisationsschock und
wurde schnell zu einer ungeahnten Anstrengung.
Barbara bewunderte die Führungsqualitäten ihres Cousins und seine
freundliche, aber bestimmte Art, mit den Trägem urnzugehen. Täglich machte sie
genaue Notizen, nicht ohne Humor, zum Verlauf der Expedition, zu den Eingeborenen in ihrem Bemühen um Gastlichkeit und ihrem düsteren
Geisterglauben - und ihren eigenen Stimmungen, die mit den wachsenden Strapazen
schwankten. Verrückten weißen Forschem, Missionaren, aber auch einem jungen Arzt aus Deutschland (mit Hitlerbild an der Wand) begegneten sie und
den vielen kleinen Stämmen in unberührten Dörfern, deren Lebendigkeit weder die Armut noch die Krankheit und der Hunger unterdrücken konnten.
Westliche Zivilisation hatte meist noch nicht auf die Menschen und ihr soziales Leben eingewirkt. Erst in Küstennähe erlebten sie die Verheerungen der
Zivilisation in gespenstischen, kranken Orten. Trotz der entnervenden Gleichförmigkeit der endlosen Savanne, trotz
blutender Füße, Schmutz, Ratten, Ungeziefer und Krankheit erwies sich Barbara
Greene als stabiler als ihr Cousin und übernahm zuletzt für ihn die Führung der
Karawane. Nirgends sonst wird Graham Greene in seiner Menschlichkeit so gut charakterisiert.
Ein paar Jahre später entstand nach Grahams eigenem Buch über die Unternehmung „Journey" quasi komplementär dazu die Erzählung
von Barbara Greene: getragen von Anteilnahme an den Menschen des Landes und an ihrem Cousin, spannend bis zur letzten Zeile.

Barbara Greene

Graham Greene
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Barbara
Greene, wurde 1907 als 4. von 6 Kindern des englischen Kaufmanns Edward
Greene und seiner deutschen Frau Eva in Säo Paulo, Brasilien, geboren. 1911 kehrte die
Familie nach England zurück. Ausbildung als Kinderkrankenschwester. Nach ihrer
Rückkehr aus Liberia veröffentlichte sie ihren Reisebericht.
1937 kam sie zum ersten Mal nach Deutschland und lernte den deutschen Diplomaten Rudolf Graf Strachwitz
kennen, weswegen sie nach Kriegsausbruch in Deutschland blieb. Heimliche Heirat
1943 mit Strachwitz, der daraufhin entlassen wurde. Enge Verbindung zum Widerstand.
Nach dem Krieg veröffentlichte Barbara Gräfin Strachwitz ein Buch über Liechtenstein
(1947) und eine äußerst erfolgreiche Sammlung von Gebeten aller Religionen und
wurde als ihr Mann erneut in das Auswärtige Amt eintrat, als deutscher Botschafter
beim Heiligen Stuhl, eine engagierte Diplomatenfrau. Barbara Strachwitz lebte nach
dem Tod ihres Mannes in München und auf der Insel Gozo/Malta, wo sie ein
Hilfswerk für Behinderte gründete. Sie starb 1991 in Starnberg bei München.
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Pressestimmen:



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«Es war eine glänzende Idee <Land Benighted> [Titel der Erstveröffentlichung] wieder herauszubringen.»
SPECTATOR 1981
«Es waren die Zeiten, als man von einem halben Hundert Trägem begleitet werden konnte, als Chinin das
einzige Mittel gegen die Malaria war und als es - wie im Fall von Liberia - keine Landkarten gab. Barbara Greene, ...,
hat eine märchenhafte, einfache Gabe, den eigenartigen Charakter dieses Einmal-im-Leben-Abenteuers mitsamt der
eisernen, mürrischen und vielleicht kränklichen Natur ihres Cousins zu evozieren.»
COSMOPOLITAN 1981
«Auf dem langen Marsch nahm Barbara Greene unermüdlich jeden Szenenwechsel und die Unterschiede in den
Dörfern wahr. Während so mancher Afrikareisende stumpf vor Erschöpfung, Hitze und Krankheit den Eindruck
unaufhörlichen Horrors beschwört, notierte sie immer, wo das Gehen beschwerlich war und wo es durch Vögel oder
Wasserfälle verschönert wurde; wo die Hütten von Insekten und Ratten verseucht waren und wo die Frauen stolz auf
ihren Hausstand waren.»
SPECTATOR 1981
«Die Intensität des Lichts, die Lebensfülle der Vegetation, die Eingeborenen, fast durchwegs gastfreundlich, aber
mit düsterem Hintergrund, überzeugten sie bald, daß sie in Europa niemals solche Augenblicke von reiner Schönheit
und solchen Frieden hätte finden können. Nach dem ersten Zusammenprall und dem folgenden Abscheu erkannte sie,
daß ihr Ausflug mehr als ein Spaß war.»
NEWS CHRONICLE 1939
«Es ist ein Reisebuch mit dem einen Unterschied: Wir erfahren in ihm ebenso viel von ihrem Reisegefährten,
ihrem Cousin Graham Greene, wie von dem Urwald, in dem sie unterwegs sind, in Nöten und Gefahren
allenthalben, und die scheinbar so gravierend doch nicht sind, weil jede noch so schwierige Situation mit einem
Lächeln berichtet wird, das selbst in den finstersten Umständen den Humor behält.»
MALTA SUNDAY TIMES
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Gar freundlich sind die Liberianer
Aus der Champagnerlaune einer Party heraus bot sich Barbara Greene ihrem Vetter Graham als Begleiterin auf seiner Liberia-Reise an. Im Januar 1935 schiffte man sich ein, "unser Unwissen war grenzenlos, und wir hatten keinerlei Landkarten - es existierten nämlich keine." Also schlagen sich die beiden - mit einer Reihe Dienern, Köchen und Trägern - einfach quer durchs Land, gut vier Wochen ist der Trupp unterwegs.
Das Tagebuch, das Barbara Greene währenddessen führte, war zunächst nicht der Publikation zugedacht, ein findiger Verleger bat sie darum, und nun ist es endlich auch ins Deutsche übersetzt. Zum Glück, denn "Im Hinterland" ist ein wahrlich ungewöhnliches Zeugnis. Wohl selten ist jemand derart unbedarft eine solche Unternehmung angegangen. "Der alte Typus des Abenteurers in der Wildnis hat sich anscheinend überlebt", erkennt sie und ist beinahe enttäuscht, dass sie nicht von wilden Tieren bedroht wird und die Liberianer stets freundlich sind. Oft genug ist ihr elend langweilig - dann denkt sie an Räucherlachs oder erregt sich über Grahams rutschende Strümpfe.
Jener der Zivilisation verhaftete, aber unvoreingenommene Blick fördert Episoden zutage, die man in dieser Authentizität selten zu lesen bekommt. Wenn Barbara Greene Menschen oder Dörfer hässlich findet, dann sagt sie das genau so, all die Fantasmen über den dunklen Kontinent inszeniert und reflektiert sie so unverblümt wie unbewusst. Das ist höchst unterhaltsam - und der ehrlichste Respekt, den man einem Land zollen kann.
Katrin Schuster, Berliner Zeitung, 12.6.2008
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