Lagerkvist, Pär

In dieser Zeit
Erzählungen

Aus dem Schwedischen von Erik Glossmann.
80 Seiten,  Broschur
€ 11,50  SFr 20,90  *Ö-€ 11,90
(ISBN) 3-87410-059-6

 

Pär Lagerkvist
Schwedischer Schriftsteller und Nobelpreisträger

Die Prosasammlung In dieser Zeit (schw.: I den tiden) erschien erstmals 1935. Wie in den berühmten Schlimmen Geschichten (1925) erweist sich Pär Lagerkvist als virtuoser Maler moderner europäischer Erzählkünste. Er weiß Gegensätzliches zu vereinen: mythenhaft-elegische Töne schließen ironische Anspielungen nicht aus, streng gebaute philosophische Parabeln wechseln mit Ausbrüchen einer scheinbar ungebändigten Fabulierfreude.

Für einen sensiblen Beobachter der Zeitläufte war nach 1933 klar, daß die Menschen nicht „vernünftig" geworden waren, wie auch Gott in der Erzählung Das Paradies feststellen muß. So tritt neben die Suche des Dichters nach dem Sinn menschlicher Existenz auch das Gefühl der Verantwortung für die Bewahrung dessen, was an „Kultur" von den Generationen transportiert worden war.

In Der kleine Feldzug warnt Lagerkvist vor übersteigertem Nationalismus und Kriegsverherrlichung. Ein großes, mächtiges Volk fühlt sich von einem kleineren Nachbarn gekränkt. Die Kinderarmee, bis an die Milchzähne bewaffnet, unternimmt eine Strafexpedition; es kommt zum „totalen Krieg", dessen Grausamkeit und Sinnlosigkeit Lagerkvist satirisch meisterhaft gestaltet. Pär Lagerkvist ein Pessimist also, der Schreckensbilder entwirft? Nein, denn Das merkwürdige Land, das Land Liberien, überdauert in der Welt totalitärer Staaten…

Leseprobe:

„Denn er war kein gewöhnlicher Geschichtsschreiber – er schrieb über die Zukunft. Er hatte ein großes Buch vor sich liegen, das in vergilbtes Pergament gebunden war, als wäre es schon alt, und da hinein schrieb er mit ganz feiner Schrift von all dem Wunderbaren, das die Menschen einmal erleben würden, über ihre bemerkenswerten Schicksale in kommenden, noch fernen Zeiten, über große und herrliche Dinge.
Er schrieb die stolze und unendliche, noch beinahe unerforschte Geschichte der Zukunft.
Er war kein Dilettant. Er wußte viel über vergangene Zeiten, er hatte viel in ihnen geforscht und kannte sich gut aus. Aber das Vergangene hatte ihn immer unbefriedigt gelassen. Dort gab es so viel, was einen beklommen machte und den Flug der Gedanken hinderte. Er wäre niemals ganz glücklich gewesen, wenn er sich damit beschäftigt hätte.
Er schrieb über die Zukunft."

Aus: Der Geschichtsschreiber

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