Zum Geburtstag der großen Essayistin und Übersetzerin amerikanischer Dichtung der Moderne:

Hesse,
Eva

LYRIK IMPORTE

Eine Produktion von Michael Basse
Spielzeit: 70 min. 
€ [D] 12,50 € [A] 12,95 SFr 22,80
ISBN: 3-87410-100-2 

CD mit 35 Gedichten von Walt Whitman bis heute,
mit knappen von ihr selbst gesprochenen Kommentaren.
Sprecher: Michael Basse, Eva Hesse, Beate Himmelstoß, Christoph Leibold.

  Hörproben für  Realplayer

Emily Dickinson   5. Ob ich gebetet hab
William Waring Cuney   7. Nicht im Bilde
Robinson Jeffers   16. Stillmutter
William Carlos Williams   22. Philomena Andronico
Marianne Moore   36. Dichtung

Einführung von Michael Basse:

"Verehrte Hörerinnen und Hörer,

Was darf man von Gedichten heute erwarten? Dass sie poetische Stadtlandschaften entwerfen? Dass sie uns durch Klang, Rhythmus und Assoziationsreichtum betören? Dass sie witzig, skurril und manchmal sehr sarkastisch sind? Oder dass sie auf leisen Sohlen daherkommen und erst im Nachklang, in der Stille ihren vollen Resonanzraum entfalten? Keine Frage, dies alles und noch viel mehr kann man, ja muss man von anspruchsvoller Lyrik heute erwarten. Nur eines darf man sicher nicht mehr von ihr erwarten: dass sie, wie es der deutsche Lyriker Friedrich Hölderlin vor 200 Jahren formulierte, das unschuldigste aller Geschäfte betreibe. Auch die Lyrik hat - wie alle schönen Künste - spätestens mit Beginn des 20. Jahrhunderts ihre Unschuld gründlich verloren. Und doch blieb es das Ziel aller Poesie, das Leben zu ,besingen', freilich ohne die Augen vor der Welt zu verschließen, ohne wegzuschauen. Worin zeigt sich das Schöne, der göttliche Funke? Antwort: In jedem Augenblick woanders. 
Diese Augenblicke aufzuspüren, unternimmt das Gedicht noch immer, mit allen ihm sprachlich zu Gebote stehenden Mitteln. Eva Hesses Auswahl „Lyrik Importe" veranschaulicht das auf eindrucksvolle Weise. Zu hören sind ganz unterschiedliche Stimmen, bodenständige und intellektuelle, jede auf ihre Weise kompromisslos und radikal im besten Sinne. Es sind widerständige Stimmen, deren Verfasser zu Lebzeiten oft ausgegrenzt wurden, die aber alle etwas eint: dass sie Weltliteratur geschrieben haben."

Die kleine, von Eva Hesse zusammengestellte Auswahl der "Lyrik Importe" ist als Einstieg zur eigenen Lektüre gedacht. Sie kann nur eine Ahnung vermitteln von dem, was die Autorin in nunmehr 60 Jahren an poetischen Funksprüchen aus aller Welt aufgefangen und ins Deutsche übertragen hat. Heute, in einer Zeit der Restauration, des Sprachspiels und der Simulation von Erfahrung in der Lyrik mag diese Auswahl moderner Klassiker immerhin daran erinnern, was Poesie ihrem Anspruch nach eigentlich meint: „das Machen", „das Tun" und „die Handlung", kurzum den Ernstfall und nicht bloß Unterhaltung für ein paar blaue Stunden. Nachzulesen sind die Gedichte in dem wesentlich umfangreicheren Lesebuch gleichen Titels - ,Lyrik Importe' -, den Eva Hesse aus ihren Übersetzungen aus 60 Jahren für den Rimbaud Verlag Aachen zusammengestellt hat. Zu hören ist die Autorin auf dieser CD erstmals selbst, sie stellt die einzelnen Dichterinnen und Dichter vor, die Gedichte lesen Beate Himmelstoß und Michael Basse.
München, im September 2004

Inhalt:

1. Einführung (Michael Basse)

Archibald MacLeish
2. Den toten Dichtern zum Vorwurf
3. An die Muse der Gesellschaft
4. Mann!

Emily Dickinson
5. Ob ich gebetet hab

Constance Bullock-Davies
6. Rhaiadr

William Waring Cuney
7. Nicht im Bilde

Mina Loy
8. Die funktionelle Ehe

James Laughlin
9. Es ist warm unter deinem Daumen
10. Schlimme Nacht auf Third Avenue

E. E. Cummings
11. die jungs
12. wie wenn ne wucht
13. so manches selbst

Walt Whitman
14. Ich glaube an dich
15. Der gefleckte Falke

Robinson Jeffers
16. Stillmutter
17. Gottes Exzesse

Ezra Pound
18. Canto 49

Jannis Ritsos
19. Vom Sinn des Einfachen

Edna St. Vincent Millay
20. Wes Lippen

William Carlos Williams
21. Wilde Möhre
22. Philomena Andronico

T. S. Eliot
23. Der Hippopotamus
24. Animula

Richard Durham
25. Morgenstreife

Carl Sandburg
26. Stahlgebet

Langston Hughes
27. Trompeter: 52.Strasse
28. Minstrel Man
29. Harlem

Richard Wright
30. Zwischen der Welt und mir

Alex Comfort
31. Wochenschau. Korea

Robert Frost
32. Feuer und Eis

Chidiock Tichburne
33. Am Vorabend seiner Hinrichtung

W. H. Auden
34. Musée des Beaux Arts

Wallace Stevens
35. Tätowierung

Marianne Moore
36. Dichtung

Biographie:

Eva Hesse
geboren am 2.3.1925 in Berlin, lebte mit ihren Eltern bis unmittelbar vor Ausbruch des Krieges in London. Nach dem Krieg studierte sie in München und betätigte sich als Herausgeberin und Übersetzerin vor allem angloamerikanischer Literatur. Für ihr umfangreiches übersetzerisches Werk erhielt sie 1968 den Übersetzerpreis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Für ihre herausragenden literaturtheoretischen und gesellschaftskritischen Studien wurde sie 1992 mit dem Friedrich-Märker-Preis für Essayistik und 1993 mit der Ehrendoktorwürde der Universität München ausgezeichnet.


Jüngste Veröffentlichungen:

Marianne Moore, Dichterin der Moderne, Aachen 2002; 
Vom Zungenreden in der Lyrik, Autobiographisches zur Übersetzerei, Aachen 2003

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