Said

Selbstbildnis für eine ferne Mutter

64 Seiten, Broschur
€ 11,50  SFr 20,90  *Ö-€ 11,90
ISBN 3-87410-053-7
 

"Saids Gedichte sprechen für sich selbst [...]. Nicht in einer [Zeile] ein falscher Ton. Jede hochkonzentriert und sprechend wie noch nie."
Neue Züricher Zeitung

"Die Sprache, die ich atme, ist deutsch." (Said)

Es gibt Umstände, die erleichtern das Vergessen, etwas, das im persönlichen Leben heilsam und gut sein kann. In der Geschichte verhält es sich anders. In beängstigender Weise jedoch tritt in der jüngsten Geschichte ein Vergessen auf: Das in Europa so geläufige Schicksalswort "Exil" wird aufgegeben zugunsten eines anderen, das, bei gleichem Sachverhalt, einen verächtlichen, unmenschlichen Beigeschmack angenommen hat. Es ist das Wort "Asyl".

Dieses "Asyl" bedeutet, dass, wer unter ihm zu leiden hat, gezwungen ist, im "Exil" zu leben, im Verlust all dessen, was bisher sein Leben ausgemacht hat; doch wer denkt noch daran?
SAID befindet sich in dieser Situation seit 25 Jahren. In einer besonderen Zuspitzung der Zustände sieht er sich gezwungen, sich selbst zu beschreiben oder besser: zu erzählen, für seine wiedergefundene ferne Mutter, die er im Alter von 13 Jahren nur ein einziges Mal gesehen hat.
Er tut dies als Dichter; er schreibt die "Geschichte der Gefühle", die er zu entwirren sucht, stellvertretend für die vielen, die das Schicksal des Exils mit ihm teilen. In seiner unverkennbar eigenen Sprache stellt er Lebendigkeit, Glück und Unglück der Menschen dar, gleich ob sie in der Fremde oder im Eigenen sind - gegen die Vergesslichkeit der Geschichte.

Weitere Informationen zu SAID finden Sie auch auf seiner eigenen Homepage: www.said.at

Pressestimmen:

"Die Verdienste Saids um die deutsche Sprache wurden 1991 mit dem Chamisso-Förderpreis gewürdigt. Zu Recht, doch man sollte sich hüten, Saids Schreiben ohne weiteres unter "Emigrantenliteratur" zu subsumieren. Das wäre sie nur dann, wenn man übersähe, wie schnell so scheinbar spezielle Erfahrungen wie Exil und Heimatlosigkeit metaphorisch und damit allgemeingültig werden könnten; und wenn man vergässe, daß noch in den dreissiger und vierziger Jahren die deutsche Literatur selbst aufs vehementeste ins Exil gestossen wurde."
Neue Zürcher Zeitung, 8. 12. 1998

Biographie:

Said, deutsch-iranischer Dichter und Schriftsteller (*1947 in Teheran), seit 1965 als Student in München, deutsche Staatangehörigkeit. Schreibt auf Deutsch, das seine "Sprachheimat" ist. Hier verbinden sich seine literarischen Interessen mit einem politisch-demokratischen Engagement. Damit ist seine Rückkehr in den Iran ausgeschlossen. Nach dem Sturz des Schahs, 1979, betritt er zum ersten Mal wieder iranischen Boden, sieht aber unter dem Regime der Mullahs keine Möglichkeit zu einem Neuanfang in seiner Heimat; seither lebt er wieder im deutschen Exil. 

Literaturpreise (Auswahl):
1992 Civis-Hörfunkpreis 
1994 Premio letterario internazionale "Jean Monnet" 
1996 Preis der Stadt Heidelberg "Literatur im Exil" 
1997 Hermann-Kesten-Medaille des Pen-Zentrums Deutschland 
2002 Adelbert-von-Chamisso-Preis 
2006 Goethe-Medaille

Veröffentlichungen:

1981 Liebesgedichte
1983 Wo ich sterbe ist meine Fremde
1987 Ich und der Schah, Die Beichte des Ayatollah (beides Hörspiele)
1989 Sei Nacht zu mir
1990 Dann schreie ich bis Stille ist
1992 Selbstbildnis für eine ferne Mutter
sowie zahlreiche weitere Hörspiele und Aufsätze, Reden und Zeitungsbeiträge

Leseprobe:

Weißt Du, 
aus der Ferne, 
in der Fremde 
vergisst man wenig; 
man konserviert die Sinne 
für den Tag der Rückkehr. 
Denn das Gedächtnis 
ist die einzig reale Landschaft 
der Exilierten. 

Du aber kennst die Fremde nicht, 
Du hast Deine Landschaft 
nie verlassen.

Nun hast
Du angerufen
nach 41 Jahren.
Aber ich betrüge uns schon wieder;
nur 28 Jahre
warst Du abwesend
                   das zweite Mal.
Und nun hast Du doch
angerufen.
Nein,
dieses Mal, diese Liebe soll nicht mit Betrug beginnen.
Nicht Du hast angerufen,
ein anderer rief an,
für Dich,
für uns.
Du hast Dich immer dadurch ausgezeichnet –
                von der Wiege an -,
daß Du nie da warst
und doch immer zugegen.
"Es ist wirklich erstaunlich und ergreifend, wie SAID der deutschen Sprache Melodie verleiht [...]  Beim wiederholten Lesen (und das muss man einfach) werden Nahtstellen des Lebens offenbar, die einen selbst neu entdecken [...]."
Richard Roth

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