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Hanneder,
Jürgen
Indologie
im Umbruch
88 Seiten mit 19 Abbildungen, Klappenbroschur |
€ 24,95 [D] €
25,65 [A] SFr 42,95 |
(ISBN)
3-87410-140-0
Leseprobe
Biografie
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Viele der kleinen Indologien in Deutschland waren wissenschaftliche
Schwergewichte, welche die internationale Forschungslandschaft dominierten. Mit den idealen Betreuungsverhältnissen
von „Elite -Universitäten“, welche geringe Studentenzahlen ermöglichen, konnten sie die
nächste Forschergeneration ausbilden, die enorme Fortschritte in der Erforschung
der Geschichte des indischen Kulturraumes erzielten. Dennoch mussten sie immer wieder um die
Besetzung der meist einzigen Stelle in einem Institut bangen und sich für die
kleine Zahl von Studenten oder ihr vermeintlich unbedeutendes, ineffektives
Fach rechtfertigen – daran hat sich bis heute nichts geändert. „Marburger Indologie im Umbruch“
erzählt die Geschichte eines dieser Standorte von seiner Gründung im Jahre 1845 bis zum Ende des Zweiten
Weltkriegs, jedoch mit einem kleinen Ausblick auf jüngere Entwicklungen.
Besonders berücksichtigt werden dabei die Entwicklung der Indologie und ihre Inanspruchnahme
für ideologische Zwecke im Nationalsozialismus.
Weitere Infos zum Buch finden sich auf der Website der Uni Marburg
http://www.uni-marburg.de/fb10/iksl/indologie/fachgebiet/im
Leseprobe
“Aus der Sicht kleiner geisteswissenschaftlicher Fächer stellen
universitäre Reformen immer eine Existenzbedrohung dar, denn unabhängig von den Zielen werden erfahrungsgemäß bei jeder
neuen Runde Standorte geschlossen. In jüngerer Zeit kommt noch hinzu, daß die Schließungsempfehlungen eines inzwischen
allmächtigen Wissenschaftsrates Todesurteilen gleich von den Universitätsleitungen exekutiert werden. Fächer
mit einer einzelnen Professur gelten seit kurzem als nicht mehr überlebensfähig.
Angesichts von fast zwei Jahrhunderten Erfahrung, in denen mit Einzelprofessuren die Grundlagen des Faches in einer Qualität
gelegt wurden, die heute oft nicht mehr erreicht wird, könnte man auch andere Schlüsse ziehen, doch das bloße Tempo der zum Teil
blinden Veränderungswut scheint ein Innehalten und Überlegen gar nicht mehr zu erlauben.
Ein Blick in die Geschichte eines dieser Fächer, der Indienforschung, zeigt, daß dieser Kampf ums Überleben des Faches so
alt ist wie das Fach selbst. Die Indologie wurde immer wieder genötigt, sich neuen Moden anzupassen um überleben zu dürfen:
mal mußte sie sich als Suche nach den Ursprüngen des Menschengeschlechts
rechtfertigen, dann, in unseliger Zeit, die Arier-Forschung zu betreiben vorgeben, und sich in jüngster Zeit vor so
manch anderen Karren spannen lassen. Da man als Indologe nie nur einfach Indologe sein durfte, haben sich einige Forscher die
jeweiligen Moden bis zur Unkenntlichkeit des Faches zu eigen gemacht, und häufig wäre darüber die Grundidee der vorurteilsfreien
Erforschung einer fremden Kultur, die zur Erweiterung des Horizonts führen sollte – eine Idee des Fachbegründers in
Deutschland, August Wilhelm Schlegel – fast verloren gegangen.”
Biografie
Jürgen Hanneder (geb. 1964) studierte
Indologie, Tibetologie und Religionswissenschaft in München, Bochum, Bonn, Marburg und Oxford. Nach der
Promotion arbeitete er an den Universitäten Bonn, Halle und Freiburg und
vertritt heute die Indologie in Marburg.
Einige Veröffentlichungen:
• Abhinavagupta’s Philosophy of Revelation. An Edition and Annotated
Translation of Mālinīślokavārttika I, 1–399. Groningen: Egbert Forsten 1998
(Groningen Oriental Studies 14).
• Der „Schwertgleiche Raum“. Zur Kulturgeschichte des indischen Stahls.
Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2005 (Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der
Geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse 2005.4)
• Studies on the Mokṣopāya. Wiesbaden: Deutsche Morgenländische Gesellschaft. Harrassowitz Verlag 2006
(Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes LVIII).
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