Wer die
Besonderheiten des finnischen Erziehungswesens und vor allem seine
historisch-kulturellen Hintergründe verstehen will, findet in diesem
Band eine knappe Übersicht, die durch Erläuterungen zum deutschen
Bildungswesen ergänzt wird. - Eine hilfreiche Grundlage für
vergleichende Betrachtungen.
Dr. Jörg Schlömerkemper in Pädagogik 3/08
Hilflos
im Schulalltag
Die Lehrerausbildung muss sich radikal ändern, damit auch an
deutschen Schulen besserer Unterricht stattfindet, fordern Experten.
An der Uni Dortmund wird schon erprobt, wie es ist, vor renitenten
Schülern zu stehen.
Kritik der WAZ,
25.7.2007, PDF
Bildung
auf Finnisch
Autor untersucht Erfolgsrezept von
Schulsystem / Buchvorstellung bei Kirchheim
Gauting -
„Anspruch. Wirklichkeit. Ideal – nach PISA“ heißt der
Untertitel des soeben im Münchner P. Kirchheim Verlag erschienenen pädagogischen
Taschenbuchs „Bildung auf Finnisch“. Der Autor stellte sein Werk
am Freitag in der Buchhandlung von Luitgard Kirchheim in Gauting vor.
Michael Pfeifer hat mit
seinem Buch den berechtigten und fachlichen Ehrgeiz, aufzuzeigen,
„wie die finnische Schule dem Anspruch der Kompensation sozialer
Defizite durch Differenzierung und Integration gerecht werden kann“.
Dem Verfasser als Fachmann steht die Summe der gegenwärtig einschlägigen
Literatur zur Verfügung und er vermag seine Untersuchungsergebnisse
präzise gegliedert zu formulieren. Wie die über die Notwendigkeit
von Integration an Schulen:
„Soziales Lernen und
die Entwicklung der Kooperationsfähigkeit, aber auch die Entwicklung
verschiedener anderer Persönlichkeitsdimensionen und ihre
wechselseitige Beziehung tragen zum verbesserten Klima in der Schule
und damit zum psychischen Wohlbefinden der Schüler bei. Und sie fördern
die Leistungsfähigkeit der Schüler.“ Dies alles aus der Erkenntnis
heraus, dass sich Umwelt, Elternhaus, Medienlandschaft und
Erlebnisvielfalt heute entscheidend verändert haben.
Der Verfasser hat persönliche
Finnlanderfahrung und arbeitet in der Schulentwicklungsforschung. Er
weiß aber auch, dass jeder schulreformerische Gedanke experimentellen
Charakter hat. Er drückt dies in der Möglichkeitsform aus: „von
Bedeutung sein kann“.
Die historischen und
geographischen Unterschiede zwischen Finnland und der Bundesrepublik
Deutschland werden nicht ausgeklammert, Bevölkerungszahlen und die
erst 86-jährige Unabhängigkeit Finnlands sinnvoll berücksichtigt.
„Wir brauchen alle,
alle bleiben zusammen, niemand bleibt zurück, niemand wird beschämt,
wir begegnen uns mit Respekt“, heißt die finnische
Bildungsphilosophie. Hohe Investitionen in das Bildungssystem, Berücksichtigung
medizinischer Tatsachen (Gehirntraining), Bemühung um soziale
Gerechtigkeit, Förderteams neben dem Lehrerkollegium,
Lehrerassistenten, hervorragende Lehrerausbildung, kein kommerzieller
Markt für Nachhilfe und eine weitgehende Eigenverantwortlichkeit der
einzelnen Schule sind Kennzeichen des finnischen Schulsystems.
Michael Pfeifer kommt
am Ende seiner Ausführungen zu einleuchtenden, aber nicht illusionären
Schlussfolgerungen: Auch Finnland hat trotz Pisa gewisse
schulpolitische Defizite. Trotzdem lassen sich Lehren ableiten, ohne
alles „nachmachen zu wollen“: vermehrte Förderung gefährdeter
und leistungsschwacher Schüler durch sozialpädagogische und
psychologische Fachkräfte, finanzielle Verantwortung der Wirtschaft für
die Verringerung des Unterschiedes zwischen Reich und Arm. Hinzu kommt
die Förderung der Mitmenschlichkeit im Sinne von spezieller Zuwendung
dem Schüler gegenüber sowie Anerkennung.
Das Buch enthält
Anmerkungen, umfangreiche Literaturangaben, und einen Anhang mit
praktischen Erklärungen zu reichlicher Theorie. Der Band führt,
richtig verstanden, wohl „einen kleinen, aber sehr bedeutenden
Schritt in die richtige Richtung“.
VON LEO ERNSTBERGER
Münchner Merkur LK-Würmtal
25. Okt. 2006